Michael Schmidt: Lebensmittel
Für sein Langzeitprojekt Lebensmittel fotografierte Michael Schmidt über vier Jahre hinweg – ob in deutschen Großbäckereien, Norwegens Fischfarmen oder bei italienischen Apfelverarbeitern.
Sehr sachlich, ohne Schaum vor dem Mund blickt Michael Schmidt in Brotkörbe und Apfelkisten. Wir sehen das, was wir täglich essen, mit anderen, mit seinen Augen – klar und hart.
Mit dieser harten Klarheit empfinden wir Anonymität und Beliebigkeit: Es kommt nicht auf den wirklichen Ort der Aufnahme an. Der Verlust des Bezuges zu den Produktionsorten macht es unmöglich zu entscheiden, ob sich zum Beispiel etwa ein Schlachtbetrieb sich in Spanien, Frankreich oder England befindet.
Die Fotografien nehmen keine Haltung von Wut oder Anklage ein. Michael Schmidts Blick erinnert in der seriellen Analytik an die sachliche Fotografie der 1920-er Jahre. Deren durchaus optimistische Haltung in perfekter Ästhetik kommt aber in einen Widerspruch zur realistischen Sichtweise Schmidts. Das inzelbild fordert die sachliche Betrachtung. Die Serie in ihrer Komposition von Wiederholungen, Akzentuierungen und Taktungen entzieht der scheinbar dominanten Sachlichkeit jedoch den Boden.
Michael Schmidt, 1945 in Berlin geboren, war der erste deutsche Fotograf, dem das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) eine Einzelausstellung ausrichtete. Sein innovatives projekthaftes Arbeiten und sein starkes Engagement gelten als Vorbild für eine Generation jüngerer Fotografen. Den Katalog Lebensmittel – Food gibt’s in einer Museumsausgabe (59 Euro) und im [amazon 3940953938]Buchhandel[/amazon] für 128 Euro (Snoek-Verlag 2012, in französischer Sprache).
Michael Schmidt – Lebensmittel
Bis 1. April
Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, D-10963 Berlin
+49 (0)30 254 86 – 0, post@gropiusbau.de
Geöffnet Mittwoch bis Montag 10 -19 Uhr, Dienstag geschlossen
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