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Fotos lesen: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Fotografien müssen gelesen und interpretiert werden wie Texte. Um das zu üben, lohnt es sich, es gelegentlich schriftlich zu machen. Oder einer Führung in einem Museum beizuwohnen.

Fotos "lesen": Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Der Interpretation einer Fotografie sollte das «Lesen» des Inhalts vorausgehen.

Dieses Thema beschäftigt mich, und andere Fotografen, wie die Kommentare unter meinem letzten Artikel zeigen, schon längere Zeit.
Ein Werbespruch [amazon B00ZTIHIJY]eines bekannten Kameraherstellers[/amazon] lautet: „Wer sehen kann, kann auch fotografieren. Sehen lernen kann allerdings lange dauern“. Im ersten Augenblick wird das vielleicht dem einen oder anderen merkwürdig vorkommen, können die meisten von uns fast seit der Geburt sehen. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn mit „sehen“ ist nicht die reine Umwandlung von Licht in Nervenimpulse gemeint.

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Vernissagen-Foto: Mut zur Gewichtung

Menschen faszinieren uns immer noch am meisten – und sie sind besonders dann interessant, wenn sie sich intensiv mit etwas auseinandersetzen.

SpiegelungGerhardrichter

„Genau betrachtet“ – Besucher einer Gerahard-Richter-Ausstellung © Johannes Joha

Johannes Joha aus Bergheim schreibt zu diesem Bild: Das Foto stelle ich zur Eröffnung der Ausstellung anlässlich des 85. Geburtstages von G. Richter im Museum Ludwig, Köln. vor. Die Aufnahme entstand im August 2011 im Museum Ludwig und zeigt eine geführte Besuchergruppe vor und neben Werken von Richter: „48 Porträts“ deutscher Geistesgrößen und seiner mehrteiligen Glasscheibeninstallation. Der Reiz des Fotos besteht in den optischen und inhaltlichen Reflexionen des fotografischen Bildinhaltes. Die Besucher betrachten die auf Fotos basierenden Porträts und werden selbst Gegenstand eines Fotos. Gleichzeitig spiegeln sie sich unbewußt in einem Werk des gleichen Künstlers. Die abstrakte Spiegelung steht im Kontrast zu den realistischen Porträts Richters. Zusätzlich wird ein Porträt auf der Tragetasche einer Besucherin sichtbar. Obwohl ich das Foto der Kategorie „Schnappschuss“ zugeordnet habe, ist es von mir bewusst so gesehen und festgehalten worden.

Ich habe selber erst vor nicht allzu langer Zeit die Vernissage als ein lohnendes Event für People-Fotografie entdeckt: Leute, die ins Gespräch vertieft sind und dabei Bilder betrachten, andächtig staunende Menschen, unverständig blickende Augenpaare – es ist alles im Übermass da.

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Fotografieren im Museum: Bildbetrachtung

Museen bieten aus verschiedenen Gründen ein spannendes Umfeld für Fotografen. Das Licht ist anders, die Räume erst recht und die Menschen darin sowieso.

bildbetrachtung

Walter von Emden aus Eningen schreibt zu diesem Bild: Aufgenommen abends im Kunstmuseum Stuttgart. Gereizt hat mich die besondere Architektur mit Sichtachsen über die Stockwerke und quer durch die Ausstellungsräume – aus einer solchen ist auch dies Bild aufgenommen. Neben Architektur und Exponaten ist das Verhalten der Besucher zur Kunst spannend. Das zeigt auch dieses Bild: eine Besucherin mit „geteiltem“ Blick, die sich doch im Bild widerspiegelt. Das finde ich gut eingefangen. Bzgl. Kompositon und Beschnitt (das Bild ist unbeschnitten) bin ich mir nicht sicher. Bearbeitung in LR Belichtung, Kontrast und Klarheit angehoben.

Dort, wo Menschen Kunst betrachten, lässt sich Kunst schaffen. Woran das liegt? Vielleicht am Licht, an der Stimmung, am Kontext. Weiterlesen

Void: Emotion in Licht und Schatten

Fotografie kann abstrahieren, und sie kann impressionistisch funktionieren. Diese Aufnahme will Stimmung vermitteln, nicht etwas zeigen. Trotzdem hält sie sich an einige Regeln.

© Rolf Kretzschmar, „Void“, Olympus C3040Z Aufnahmedaten: 1s bei Blende 18 mit 7.3mm (KB-Äquivalent rund 35mm) Brennweite und ISO 277

Rolf Kretzschmar aus Aachen schreibt zu diesem Bild: Das Foto habe ich aus mehreren Fotos ausgesucht, die am selben Ort zur selben Zeit aufgenommen wurden.
Ort ist der „Turm der Stille“ im Jüdischen Museum Berlin, zu der Zeit, als das Museum noch neu und leer war.
Der Ort hat eine unglaubliche Aura: Ich stehe in einer der drei Ecken des viele Meter hohen Raumes, der nur eine kleine Lichtöffnung an der Spitze hat. Menschen betreten den Raum durch eine schwere Metall(?)tür, und verschwinden wieder. Niemand spricht, als wäre es verboten…. Das Verschwinden der Menschen (ich werde allein gelassen) macht mir Angst. Ich bin plötzlich den Menschen, denen dieser Raum gewidmet ist, nahe.
Kann man dies durch ein Foto vermitteln? Aus fünf Fotos habe ich mich für diese Version entschieden.
Gerne hätte ich gewusst, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe. (Falls gewünscht, schicke ich einen Dropbox-Link zu den anderen Fotos.) Seit Jahren suche ich immer wieder nach Motiven, bei denen Menschen ins Bild kommen oder verschwinden (Siehe „Tanz in Venedig“). Leider waren die Ergebnisse mit meiner alten Olympus 3040Z alle besser als die mit meiner Lumix GH4. Das Foto ist völlig unbearbeitet.

Zu dieser Farbfotografie wird zunächst einiges klarer, wenn man die Technik anschaut, mit der sie entstanden ist. Es handelt sich um eine Olympus-Digitalkamera aus dem Jahre 2001, die damals typische, heute sehr bescheidene 3,3 Megapixel aufzeichnet und einen Cropfaktor von 4.8 aufweist. Die Aufnahme wurde mit rund einer Sekunde, ich schätze aus der Hand, belichtet, und das bei einer Empfindlichkeit von nicht ganz 300 ISO. Der Bildwinkel liegt bei einem leichten Weitwinkel von auf Kleinbild-Standardformat umgerechnet 35 Millimetern. Weiterlesen

Margaret Bourke-White: Das Auge ihrer Zeit

Mit dabei sein, wenn Geschichte geschrieben wird: Das war Margaret Bourke-Whites „unstillbarer Wunsch“ und sie sah sich als „Auge der Zeit“.

Margaret Bourke-White: Ein Paar zieht einen mit drei Kindern und Proviant beladenen Handkarren, Deutschland, April 1945 Margaret Bourke-White war eine der ersten Frauen, die in die männlich dominierte Welt der Fotoreporter eindrang. Sie schoss das Titelfoto der allerersten Life-Ausgabe.

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Michael Schmidt: Lebensmittel

Für sein Langzeitprojekt Lebensmittel fotografierte Michael Schmidt über vier Jahre hinweg – ob in deutschen Großbäckereien, Norwegens Fischfarmen oder bei italienischen Apfelverarbeitern.

Michael Schmidt: Ohne Titel, # 17.145; aus: LEBENSMITTEL 2006–2010, C-Print, 54,1 x 81,6 cm © Michael Schmidt

Sehr sachlich, ohne Schaum vor dem Mund blickt Michael Schmidt in Brotkörbe und Apfelkisten. Wir sehen das, was wir täglich essen, mit anderen, mit seinen Augen – klar und hart.

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Museum Teutloff: Das Gesicht der Freiheit

Eine Ausstellung von Fotografien ausschließlich virtuell im Netz? Das Museum Teutloff zeigt, wie es gehen kann.

René Burri: Industrieminister Ernesto (Che) Guevara 1963

„Face of Freedom“ – das Gesicht der Freiheit – heißt das aktuelle Ausstellungsthema und die Bilder sind in (virtuellen) Räumen des Berliner Reichtstags zu erleben.

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Fotografien aus 24 Stunden: Kunst und künstlerisch

Klick für Legende und Vollansicht. (Bilder keystone)

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In Space (keystone)New Delhi, Indien (keystone)Brasilia, Brasilien (keystone)Reno, USA (keystone)Warsaw, Polen (keystone)Rio De Janeiro, Brasilien (keystone)Ketchikan, USA (keystone)[/hide]

Kunst zum Bewundern und Ersteigern und künstlerische Naturspektakel

In der Rubrik „24 Stunden“ veröffentlichen wir die besten Pressebilder der vergangenen 24 Stunden, ausgewählt nach fotografischen Kriterien.

Hiroshi Sugimoto: Das Meer senkrecht

Nur für die bessere Übersichtlichkeit stellen wir diesem Beitrag ein waagrechtes Bild vornedran: Ansonsten hat Hiroshi Sugimoto seine Meerbilder in die Senkrechte gestellt.

Hiroshi Sugimoto, Landschaft 004, 1989, Silbergelatineabzug, 119.5 x 211 cm © 2012 Hiroshi Sugimoto

Hiroshi Sugimoto, Landschaft 004, 1989, Silbergelatineabzug, 119.5 x 211 cm © 2012 Hiroshi Sugimoto

„Revolution“ heißt diese Serie des Japaners Hiroshi Sugimoto (Affiliate-Link), und die großformatigen Werke stürzen in der Tat Sehweisen um. Die Bilder sind aktuell in München zu sehen.

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Sascha Weidner: Schönheit des Augenblicks

Für Sascha Weidner zählt der Moment: Aus ihm entspringt alles. Alle Wahrnehmungen, Sehnsüchte, Traumbilder und Erinnerungen.

© Sascha Weidner: Idiosyncratic II

Die Schönheit des perfekten Augenblicks ist der künstlerische Anspruch Sascha Weidners. Wir können seine Bilder aktuell in Innsbruck und in Osnabrück sehen.

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