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Tag der Lochkamera 2016: Bild in der Box

Zurück zu den Anfängen: am 24. April 2016 war Worldwide Pinhole Photography Day, zu deutsch „Tag der Lochkamerafotografie“. Ein Erfahrungsbericht.

Rosen - Digitale Lochkamera - (c) Sofie Dittmann

Rosen – Digitale Lochkamera – (c) Sofie Dittmann

Die einfachste Art, eine Kamera zu konstruieren, ist die der „camera obscura“. Ein dunkler Raum irgendeiner Größe, eine Öffnung für das Licht, und auf der anderen Seite eine Projektionsfläche. Ist die Projektionsfläche ein Stück lichtempfindliches Papier – voilà, eine Lochkamera. Mehr braucht man nicht. In der Digitalen Neuzeit hört sich das an, als würden Höhlenmenschen im Licht einer primitiven Fackel auf Felswände malen, denn weiter weg von einer 20-Megapixel-Kamera geht es fast nicht. Es ist aber auch eine Gegenbewegung, eine Nische der Fotografie, die sich nicht nur hartnäckig über die Jahre gehalten hat, sie findet auch immer mehr Anhänger, die zurück zu den Wurzeln wollen. Weiterlesen

Buchrezension «Landschaftsfotografie Erleben»: Ein Dialog mit der Natur

Gute Landschaftsbilder vermitteln dem Betrachter den intuitiven Augenblick, in dem sich alles zu der Entscheidung verbunden hat, auf den Auslöser zu drücken. Stille kann man sehen, so wie man Schönheit fühlen kann; Raymond Clement macht es vor.

Cover

Cover

Es gibt eine Szene in „Avatar“, in der Jake Sully in der Gestalt seines Na’vi Alter Egos mit Eywa, der von den Na’vi verehrten Natur-Muttergöttin, in einer Art bioelektrischer Verbindung kommuniziert. Obwohl ich bei Gott kein Fan des Films bin, in den mich mein damals dreizehnjähriger Sohn geschleppt hat, war dieser Moment das erste, was mir in den Sinn kam, als ich die Bilder von Raymond Clement sah. Er hat diese Verbindung mit der Natur seines heimischen Luxemburg, und das ist in jedem einzelnen Foto sichtbar. Weiterlesen

Brücke im Rampenlicht: Auf Artefakte achten

Auch Bilder, die fast perfekt erscheinen, sollten als letzten Schritt noch eine Inspektion bekommen, damit auch kleinste Artefakte erkannt und ausgebügelt werden.

Brücke

Adelheid Prünte aus Menden schreibt zu diesem Bild:

Die Aufnahme habe ich in Wilhelmshaven um die Mittagszeit bei außergewöhnlichem Licht gemacht.

Kamera: NIKON D4S Aufnahmedaten: 1/640s bei Blende 16/1 mit 60/1mm Brennweite und ISO 800

Das richtige Licht macht ein Foto zu einem besonderen. So auch dieses. Es könnte fast perfekt sein, wenn nicht ein paar kleine Schönheitsfehler am Ende geblieben wären – aber diese sind leicht zu beheben. Weiterlesen

Kinderporträt in Schwarz/Weiss: Vier Augen, ein Gesicht

Wenn Kinder direkt in die Kamera blicken, stört das in Porträts meist weniger als bei Erwachsenen. In dieser Fotografie entsteht ein reizvoller Bruch durch den starren Blick der Puppe, welche die porträtierte Jolanda in Händen hält.

Jolanda auf dem Spielplatz. Nikon D90, 1/1000s, f/2.2, ISO 250, 50mm © Maike Frisch

Maike Frisch aus Oldenburg: In meiner Art der Fotografie konzentriere ich mich bevorzugt auf authentische, klare, aufgeräumte und ausdrucksstarke Portraits, die ohne von mir zur Verfügung gestelltes künstliches Beiwerk auskommen. Für diese Aufnahme waren wir auf einem Spielplatz und Jolanda hatte ihre eigene Puppe mitgebracht. Ich persönlich mag diese Aufnahme sehr, da sie mal nicht strahlend und niedlich ist, sondern eine Zweijährige auch zurückgezogen und in sich gekehrt zeigt.

 

Kinderfotografie leidet unter vielen Klischees: Einfach deshalb, weil Eltern ihre Kinder bei jeder Gelegenheit fotografieren und sie auch immer süss finden. Und weil die inszenierte Kinderfotografie meist klischiert vorgeht und Erwartungen bedient, die in der Ecke „herzig“ liegen.  Weiterlesen

Buchrezension «Surfing»: Vom Zeitvertreib zum Kulturphänomen

Kein Sport hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten so rapide und nachhaltig verändert wie das Wellenreiten, oder „Surfing“. Was als Freizeitvergnügen von polynesischen Ureinwohnern begann, hat sich nicht nur zu einem Markt entwickelt, der jedes Jahr Milliarden für Surfboards und Gear umsetzt, sondern es ist für viele Leute nach wie vor ein Lebensstil. Jim Heimann hat die Geschichte des Sports informativ und großzügig bebildert zusammengefaßt.

Cover - (c) Jim Heimann

Cover – (c) Jim Heimann

«Catch a wave, and you’re sitting on the top of the world. » (Beach Boys, “Catch a Wave”)

Surfer sind cool, sexy, trendy – jeder will mit ihnen abhängen, oder mehr noch: er will sein wie sie. Besonders in Hawaii, wo modernes Surfen entstanden ist, und in Australien – das Land, das den Surf-Sport mittlerweile in einer feindlichen Rivalität mit Hawaii dominiert – aber auch darüber hinaus hat sich Surfing zum Kulturphänomen, Mythos, Kult verklärt. Weiterlesen

Safari-Tierfotografie in Afrika: Bildkomposition unter Hochspannung

Fotografien als Trophäen von Grosswild-Safaris sind beliebt. Welche Kamera-Ausrüstung man mitnehmen soll, wie man zu Motiven kommt und was in Afrika abgesehen von den wilden Tieren anders ist als in Berlin, das erklärt eine kostenlose PDF-Broschüre des Tierfotografen Werner Schmäing.

Eine Gruppe Löwen, fotografiert im Morgengrauen mit dem 300mm Teleobjektiv. © Wwerner Schmäing

Eine Gruppe Löwen, fotografiert im Morgengrauen mit dem 300mm Teleobjektiv. © Werner Schmäing

Fotografieren wir nur aus dem Auto heraus? Oder muss ich als Tierfotograf auf Safari Tarnkleidung tragen? Welche Filter braucht man für das Licht in Afrika? Wie kommt man zu den besten Motiven? Fragen, die der Tierfotograf Werner Schmäing in einer rund 50seitigen und schön bebilderten e-Broschüre beantwortet.

Wer nächstens nach Afrika auf Fotosafari geht, sollte sich dieses kleine Werk zuerst ansehen ([amazon 3664684567]Schmäing hat grossformatige Tierkalender im Angebot[/amazon]) oder einen [amazonna  3831710899]Leitfaden für die Safari-Fotografie[/amazonna] oder aber ein Buch über Tierfotografie wie das hochgelobte Werk von [amazonna 3898646327]Uwe Skrzypczak «Wildlife Fotografie in der Serengeti»,[/amazonna] das es leider nur noch [amazonna  B01186ATU0]als Taschenbuch in Englisch[/amazonna] gibt, anschaffen.

Als erster Schritt für Reisende, welche nicht ausschliesslich fotografieren, sich aber doch recht gut vorbereiten wollen, ist das E-Book von Schmäing ein Einstieg: Weiterlesen

Googles Nik-Collection: Umsonst ist der Tod

Wenn etwas zu schön klingt, um war zu sein, ist es in unserer kapitalistischen Gesellschaft immer so. Denn umsonst ist der Tod – in diesem Fall der einer populären Plug-in Familie für Lightroom und Photoshop.

Screenshot Silver Efex Pro 2

Screenshot Silver Efex Pro 2

Der folgende Artikel beruht unter anderem auf einem Beitrag in PC World vom 25. März 2016.

Am 24. März 2016 verlautbarte Google, daß sie ihre Sammlung von Nik-Filtern von jetzt ab für umsonst weggeben wollten. Für diejenigen, die keine Ahnung haben, um was es sich handelt: Nik-Filter sind eine Handvoll Plug-ins hauptsächlich für [amazon B00O1WFX0U]Lightroom und Photoshop[/amazon], die es dem Benutzer ermöglichen, in relativ wenigen Schritten bestimmte bildliche Ergebnisse zu erzielen, für die man sonst freihand wesentlich länger gebraucht hätte. Von ernsthaften Amateuren und Profis gleichermaßen geschätzt waren – sind – sie äußerst populär. Weiterlesen

Buchrezension «Meilensteine»: Lust auf Fotografie

In den fast 200 Jahren seit der Erfindung der Fotografie gab es Momente – und Menschen  –  die das Medium nachhaltig geprägt und richtungsweisend verändert haben. Florian Heine hat sie in seinem Buch gesammelt.

Cover - (c) Florian Heine

Cover – (c) Florian Heine

Level: Alle
Genre: Lehrbuch
Benutzbarkeit*: 8
Preislevel**:
Ein Kurzabriß wichtiger Momente – und Menschen – die die Fotografie, wie wir sie kennen, nachhaltig geprägt haben.
* 1 – eher nicht, 5 – geht so, 10 – super
** € (sehr billig) bis €€€€€ (überteuert)

Es ist nicht einfach, Meilensteine der Fotografie in einem Buch abschließend festzuhalten, und schon garnicht auf weniger als 200 Seiten. Man muß sich auf ein paar wesentliche Zeitpunkte und Fotografen/Fotografinnen konzentrieren, und es ist praktisch nicht zu verhindern, daß man ob der getroffenen Auswahl ein paar wegläßt, die andere hinzugefügt hätten.

Heine stellt auch nicht den Anspruch, ein definitives und abschließendes Werk über Fotografiegeschichte geschaffen zu haben, was sowieso eine mehrbändige Enzyklopädie füllen würde, sondern einen Querschnitt, und, in den Worten von Martin Parr, der das Vorwort verfaßt hat, Lust auf Fotografie machen. Das ist ihm meines Erachtens gelungen. Weiterlesen

Abstraktion aus der Kamera: Bewegte Brücke

Mit minimalen Belichtungsverfehlungen lassen sich zeitweilig sehr spannende Fotos machen. Hier hat der Fotograf die Kamera bewegt – und ein paar andere Tricks angewandt.

Oberbaum-Brücke in Berlin in Bewegung

Oberbaum-Brücke in Berlin in Bewegung. © Martin Wolfert

Martin Wolfert aus Waldbronn: Das Foto habe ich in Berlin auf der Oberbaumbrücke mit einer längeren Belichtungszeit mit meiner [amazon B00NEBL18M]Fuji X100[/amazon] aufgenommen.
Während des Auslösens habe ich die Kamera ein wenig vertikal nach oben gezogen, um den Bewegungseffekt zu erreichen. Das Foto wurde in Photoshop unter Zuhilfenahme verschiedener Ebenen und zwei zusätzlichen Hintergrundbildern stark bearbeitet. Das Ziel meiner Bearbeitung war es, die Lichtstimmung in der Bildmitte vom dunklen Vordergrund zu separieren, und beides abstrakt zu „interpretieren“.

In diesem quadratisch geschnittenen Bild blickt der Betrachter durch den Innenraum einer gedeckten, stark abstrahierten (Holz-) Brücke in den hellen Teil. Dort sind mindestens vier Personen knapp erkennbar, die aus dem Bild heraus auf den Betrachter zuzugehen scheinen. Die Aufnahme wirkt in der Vertikalen stark bewegt, hat etwas von einem Aquarell, weist aber auch einen durchgehenden Schleier eines Marmor-Musters auf und zeigt in der Bildmitte einen seltsam glühenden roten Punkt.

Der Punkt: Er stört mich, muss ich sagen. Wie überhaupt die zweite Bildebene. Aber der Reihe nach: Weiterlesen

Das Auge umgewöhnen: In anderen Bildern denken

Sobald man von seiner gewohnten Kamera auf eine andere umsteigt, muß man diese nicht nur lernen, man muß auch sein Auge (und Gehirn) umschulen, es an die neuen bildlichen Ergebnisse gewöhnen. Das gilt umso mehr, wenn die Umgewöhnung auf ein analoges Medium geschieht, mit dem man davor nicht gearbeitet hat.

Lake View Cemetery in Cleveland/Ohio - (c) Sofie Dittmann

Lake View Cemetery in Cleveland/Ohio – (c) Sofie Dittmann

Diese Umgewöhnung geht über die bloße Beherrschung der Kamera hinaus – es ist irgendwo der psychologische Effekt, die erste Reaktion aus dem Bauch, wenn man zum ersten Mal sieht, was man da fotografiert hat. Man muß lernen, mit ihr nicht nur technisch, sondern auch kreativ umzugehen. Weiterlesen