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Brandenburger Tor: Der Teufel liegt im Detail

Vielfotografierten Motiven neuen visuellen Reiz zu verleihen ist schwierig. Allerdings sollte dabei auf Details geachtet werden, insbesondere, wenn man sich die Zeit nehmen kann.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Sabina Schöfer).

Kommentar des Fotografen:

Diese Aufnahme entstand am 4.9.11 um 7.52 morgens … Freehand. Ich wollte Sonntagsmorgens die Stimmung in Berlin einfangen, ohne dass Touristen vor der Kamera herumlaufen. Es waren Menschen unterwegs, die der Aufnahme, wie ich persönlich gaube, noch einen Reiz verleihen. Diese Aufnahme habe ich einmal in Farbe und SW und finde die SW Form sehr passend für diese Stimmung. Es lenkt nichts ab.

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Sabina Schöfer:

Bei diesem Foto mußte ich zweimal hinsehen, denn ich hätte nicht gedacht, daß das Brandenburger Tor dermaßen menschenleer sein kann. Ich bin schon sehr oft in Berlin gewesen, habe aber nie die Gelegenheit gehabt, so früh unterwegs zu sein. Glückwunsch zu dieser Aufnahme.

Ein paar Kleinigkeiten sind zu bemängeln, aber diese sind nur Kleinigkeiten. Zunächst einmal hast Du das Tor vollkommen mittig ins Bild genommen.

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Landschaftsstimmung: Nebel als Offenblende-Ersatz

Wenn man nicht mit offener Blende für Tiefenwirkung sorgen kann, helfen andere Dinge – wie Nebel – eine Schichtung der Distanzen abzubilden.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Wolfgang Uhlig).

Kommentar des Fotografen:

Früh morgens bei der Fahrt durchs Altmühltal. Die Sonne war gerade dabei, den Morgennebel aufzulösen. Diese verzauberte Stimmung wollte ich einfangen. Da die farbige Variante nur im Vordergrund etwas Grün zeigte, aber nichts an der Atmosphäre änderte, habe ich mich für s/w entschieden. Olympus Pen E-P2, Blende 5,6, 1/500

Profi Peter Sennhauser meint zum Bild von Wolfgang Uhlig:

Ein einsamer Mensch auf einem Fahrrad fährt auf einer Strasse in dieser Schwarz-Weiss Fotorafie ins Bild hinein. Die Person hat eben einen Baum im nebligen Vordergrund rechts passiert. Während Baum und Radfahrerin eine klare Silhouette abgeben, liegen dahinter am Weg zwei weitere Ebenen mit Büschen und Bäumen.

Bei Landschaftsaufnahmen spielt die Illusion der Räumlichkeit eine grosse Rolle. Wenn es der Fotografin gelingt, die Szenerie dreidimensional wirken zu lassen, ist das halbe Bild geschossen – und das ist, zumal mit geschlossener Blende und damit ohne Schärfentiefeneffekte, gar nicht so einfach.

Schwarz-Weiss-Fotografie dagegen bedingt klare Kontrastverhältnisse, sich abgrenzende Flächen und Formen.

Dir ist es in diesem Bild gelungen, beides zusammenzuführen:

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Architekturfotografie: Mensch im Raum

Mensch und Raum – namentlich künstlicher Raum – lassen sich in der Fotografie kompositorisch sehr schön verknüpfen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Wolfgang Everding).

Kommentar des Fotografen:

Situation in der Kunsthalle in Bremen, am Tag der Eröffnung ohne Bilder nach dem Um- und Anbau.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Wolfgang Everding:

Eine Frau sitzt in diesem Schwarz-Weiss-Bild mit dem Rücken zur Kamera in einem Ausstellungsaal. Dessen Ausstattung ist typisch: Weisse Wände, Sitzwürfel im Zentrum, dunkler Holzboden. Aber die Wände sind leer; neben der Frau – deren Handtaschen-Tragegurt in Color-Key rot belassen wurde – sehen wir am rechten Bildrand lediglich den Durchgang zum nächsten Raum, in dem ein junges Paar steht, hinter dem ein weiterer Durchgang sichtbar ist.

Ein leeres Museum als Rahmen für die Menschen, die darin stehen und gehen:

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Schwarzweiss-Porträt: Der Ausdruck macht das Bild

Pose und Ausdruck machen ein Porträt. Insbesondere bei Schwarzweißporträts, bei denen Farbe nicht ablenken kann.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Reinhard Witt).

Kommentar des Fotografen:

Das Bild zeigt meine damalig 12 jährige Nichte Jana. Sie liebte es über alles für mich Modell zu stehen. Solche „Posen“ blieben eher die Seltenheit. Deshalb hat es für mich auch eine größere Bedeutung, als viele Hundert andere Bilder von ihr. Ich nannte das Bild später „Hurt“. Nicht unbedingt, weil jetzt das Pflaster darauf hinweisen könnte, sondern auch wegen des Ausdrucks, den man mit „Warum?“ definieren könnte. Den Ausschlag dieses Bild zu veröffentlichen hat aber ihre immer wieder faszinierende Natürlichkeit gegeben. Und um diese noch zu verstärken, habe ich eine Textur darüber gelegt. Wird vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein, aber meinen triffts…

Profi Sofie Dittmann meint zum Bild von Reinhard Witt:

Glückwunsch zu diesem insgesamt gelungenen Porträt Deiner Nichte. Ich persönlich neige zu Schwarzweißfotografie, und der Gesichtsausdruck der jungen Frau hatte es mir angetan:

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Foto des Monats: Unerhört reduziert

Schwarz-Weiss-Bilder stehen hoch im Kurs. Franz Bogners reduziertes Schilfgras hat im August das Rennen der fokussiert-Konkurrenz gemacht.

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[hide] Franz BognerGregor JohnAndi WenterAndre Kayser[/hide]

Wir bitten um Entschuldigung für die massiv verspätete Meldung über das Siegerbild der August-Version der fokussiert.com-Fotokonkurrenz – unter anderem war ich vollkommen mit meinem neuen Job und einem Fotoworkshop auf Hawaii beschäftigt.

Aber die Kritiker haben gewählt, und oben aus schwang eine Fotografie, die durch ihre extreme Reduktion besticht:Franz Bogner sagt über seine Aufnahme:

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Bewegte Sonnenblumen: Zu Schwach für Schwarz-Weiss

Sonnenblumen sind kein typisches Schwarz-Weiss-Motiv. Vor allem vor einem blauen Himmel kommen sie bunt besonders zur Geltung. Um auf die Farbe zu verzichten, braucht es Gründe.

[textad]Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Molzar).

Kommentar des Fotografen:

Es handelt sich hier um ein Sonnenblumenfeld an einem wechselhaften Tag. Da es recht windig war wollte ich darstellen wie sich die Sonnenblumen im Feld durch den Wind bewegen. Für mich wirkt das S/W-Bild noch eindrucksvoller, da die Farben nicht von dem sich bewegenden Motiv ablenken und sich ein schön ruhiger Himmel darstellen lässt.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Michael Molzar:

Ein Sonnenblumenfeld ist in dieser Scharz-Weiss-Fotografie auf Blütenhöhe fotografiert worden. Die Blütenstände belegen mit einer Horizontalen etwas mehr als das unterste Bilddrittel. Auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass sie fast alle stark bewegt und dadurch unscharf sind.

Sonnenblumen sind vor allem durch eines beindruckend: Ihre knallgelbe Farbe und die mächtigen Blütenköpfe mit den schwarz-Weissen Kernen. Zusammen mit dem meist satten Grün der Stängel ergeben sie vor einem blauen Himmel einen natürlichen Blickfang, weil wir auf Kontraste wie Blau-Ror und Blau-Gelb besonders stark reagieren.

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Foto des Monats: Über New York

Den Fotowettbewerb vom Juli gewinnt Timo Kaan mit einer Stadtansicht von oben. Generell fällt auf, dass Schwarz-Weiss im Vormarsch ist.

[textad]Klick für Legende und Vollansicht. (Bilder fokussiert.com)

[hide] © Timo Kaan©Manja Sirch© Dietmar Rieder© Reinhard Witt© Franz Bogner[/hide]Vielleicht sind es ja die Kritiker-Vorlieben – aber wir erhalten in jüngster Zeit sehr viele Aufnahmen in Schwarz-Weiss. Im Wettbewerb der Bilder, die im Juli zur Kritik eingereicht wurden, schwingt sich allerdings ein – wenn auch entsättigt wirkendes – Farbbild obenauf: Timo Kaans Ansicht von New York wirkt kraftvoll und erhaben:

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Geisterfoto: Die Menschen in der Leere

Bewusst gestaltete Effekte mit Langzeit-Belichtungen und anderen fotografischen Mitteln gehören zum Entdeckungsprozess der kreativen Fotografin.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Thomas Babut).

Kommentar des Fotografen:

Titel: „Ghosts Gathering“ Dieses Foto ist vor kurzem bei meinem Urlaub an der Ostsee enstanden. Ich bin am Abend am Strand unterwegs gewesen und habe die Jugendlichen im Wasser spielen sehen. Mit der Langzeitbelichtung konnte ich dann den gewünschten Effekt erreichen. Bei der S/W-Umwandlung des RAWs fügte ich noch einen Blaufilter hinzu.

Mir persönlich gefällt an diesem Bild auch der Umstand, dass zumindest der unerfahrene Betrachter etwas zum Nachdenken angeregt wird um das Foto zu enträtseln. Vielen Dank!

Peter Sennhauser meint zum Bild von Thomas Babut:

Eine Gruppe Menschen scheint in dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme im Zentrum zu schweben. Sie sind relativ weit entfernt in der grossen weissen Masse des Bildes und bilden einen Kreis; sie scheinen ausserdem in einer Flüssigkeit oder im weissen Nebel zu stehen.

Fotografische Verfahren zur Verfremdung und „anderen Sichtweise“ auf Dinge gibt es wie Sand am Meer. Ich finde jene derzeit noch am spannendsten, die weitgehend direkt in der Kamera generiert werden. Nicht, weil ich nichts mit den Möglichkeiten von Photoshop und Co zu tun haben möchte:

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Architekturfoto: M.C. Eschers Fotografien

Abbildungen der Realität wirken bisweilen surrealer als kreative Verfremdungen. An solchen Motiven sollte man sich jedenfalls ausgiebig versuchen.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dirk Hunstein).

Kommentar des Fotografen:

Hommage an M.C. Escher – so habe ich das Bild betitelt. Idee war es, die irrealen – unmöglichen – Welten von Eschers Bildern in der Realität nachzubilden. Das Spiel mit Spiegel und Türen, also Durchgängen sowie verschiedenen Ebenen (der Boden scheint im Spiegel höher zu liegen als vor dem Spiegel) machte das Motiv für mich so reizvoll. In der Nachbearbeitung erfolgte keine Bildmontage, also Veränderungen des Bildinhalts, sondern nur Anpassungen von Kontrast, Schärfe usw.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dirk Hunstein:

In einem Spiegel an einer Wand zwischen zwei Leuchtern mit drei Kerzen oder Kerzen-Glühbirnen ist in dieser Schwarz-Weiss-Aufnahme ein Korridor mit zwei Türen übers Eck zu sehen, von denen die eine deutlich höher als die andere ist. Die Szene wird dominiert von den Schwarz-Weissen Bodenplatten des Korridors.

Ein Bild wie aus einem Videogame – werden junge Leser jetzt sagen:

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Landschaftsfotografie: Spiegelung asymmetrisch

Bilder mit spiegelnden Wasserlinien sind eine der wenigen Kompositionen, die oft genau gemittet angelet werden. Dabei lässt sich auch vor einer Spiegelung ein Vordergrund platzieren.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Dietmar Rieder).

Kommentar des Fotografen:

Das Foto ist auf einer Bergwanderung in der Nähe von Innsbruck entstanden. Für mich ist dies einwunderbarer Ort der Ruhe und Entspannung. Von der Entfernung her ein Katzensprung von den Eindrücken und der Stimmung Lichtjahre weit weg vom alltäglichem Stadtleben. Mit dem Bild konnte ich etwas von der Ruhe mit nachhause nehmen und ich schaue es mir gerne immer wieder an.

Peter Sennhauser meint zum Bild von Dietmar Rieder:

Ein Bergkamm mit zackigen Felsen und darüber treibenden Wolkenfetzen ist auf diesem Schwarz-Weiss-Bild zu sehen. Die Krete spiegelt sich im unruhigen Wasser in einem Bergsee im Mittelgrund des Hochformatbildes, davor bildet ein struppiger kleiner Grasbusch den Vordergrund.

Mittenplatzierungen sind bei Spiegelungsfotos gang und gäbe. Sobald eine Wasserlinie wie ein Horizont zwischen dem Objekt und seiner Spiegelung erscheint, bietet sich – als Ausnahme von der Regel – die Teilung des Bildes in zwei Hälften an.

Allerdings kann man auch die Regel vom Bruch der Regel brechen – und dies auch noch mit guter Wirkung. Deine Aufnahme macht das deutlich:

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