Gegenlicht-Fussballfans: Guter Regelbruch, schwacher Inhalt

Es gibt unzählige Regeln in der Fotografie, mit denen zu brechen sich lohnt. Darüber hinaus sollte aber die Bildaussage klar bleiben.

Leserfoto: Klick für Vollansicht (© Michael Heinz Kelleners).

Kommentar des Fotografen:

eigentlich ein klarer fall von „unterbelichtung“ bzw. in „in die sonne fotografiert“, trotzdem wird gerade dadurch dieses bild so reizvoll. im letzten jahr beim auswärtsspiel meiner fortuna bei kickers emden entstanden & zeigt es den fussball von einer anderen seite, die fahne im wind ist der mittelpunkt symbolisch für den verein der niemals untergehen wird. über einen besuch auf meinem fotoblog über meine stadt düsseldorf würde ich mich sehr freuen …

Profi Jan Zappner meint zum Bild von Michael Heinz Kelleners:

Klarer Fall von Unterbelichtung und gegen die Sonne fotografiert. Im Volksmund heißt das dann: „falsch fotografiert“ oder „darf man nicht“. Stimmt nicht, darf man sehr wohl. Denn wie immer im Leben: Keine Regel ohne Ausnahme. Also alles richtig gemacht. Jedenfalls fast alles:

Durch die Belichtung im Gegenlicht auf den Himmel erscheint natürlich alles andere im Bild sehr dunkel. Dieses scherenschnittartige Bild reduziert die Inhalte auf Umrisse, auf Silhouetten. Gerade das macht in der Tat den Reiz des Bildes aus: Die absolute Reduktion der Inhalte. Und genau hier liegt die Schwäche des Bildes. Ich sehe kaum Inhalte. Du schreibst, Dir gehe es um die Fortuna, einen Fußballclub, und dass dieser niemals untergehen wird. Symbol dessen soll die Flagge sein.

Nun, als Nicht-Düsseldorfer weiß ich erstmal nicht, wie die Vereinsfarben der Fortuna aussehen, und kenne auch nicht deren Flagge. Vielleicht sieht manch einer noch nicht mal die Tribünen und damit ein Stadion.

Was ich damit sagen will, ist, dass manche Herleitung und Symbolik nur einem selbst einleutchtet. Damit andere das aber in einem Foto verstehen, sollte man die gewünschten Inhalte stärker zur Geltung bringen. Denn an den Inhalten selber kann man natürlich nichts aussetzen.

Ich könnte mir folgendes (immer im Gegenlicht, denn das gefällt mir wirklich gut) vorstellen: Zunächst wäre für mich diese Symbolik vor allem durch einen Menschen, der die Fahne schwenkt, zu erreichen gewesen. Dieser könnte beim gleichen Standpunkt auf der Tribüne stehen. Oder man könnte sich näher an einen wagen, um das Bild auf reines Fahnenschwenken zu reduzieren.

Technisch könnte man auch überlegen, ob man durch ein Blitz nicht einen Vordergrund aufhellt (z.B. Gesicht) und dadurch noch etwas mehr Inhalte vermittelt. Zwar wäre dann der Zusammenhang zur Fortuna immer noch nicht klarer. Allerdings hätte das Bild dann einen allgemeinen Symbolcharakter.

In der Rubrik “Bildkritik” analysieren Profi-Fotografen im Auftrag von fokussiert.com montags bis freitags jeweils ein Foto aus der Leserschaft.
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