Giséle Freund: Eine Wiederbegegnung

Wir alle kennen sie, die berühmten Porträts der Giséle Freund. Die große Ausstellung in Berlin ermöglicht neben einer Wiederbegegnung auch ganz neue Sichtweisen auf ihr Werk.

Gisèle Freund: Frida Kahlo im Garten, Coyoacan, Mexico City, ca. 1948 © IMEC, Fonds MCC, Vertrieb bpk / Photo Gisèle FreundOb James Joyce, Virginia Woolfe, Eva Perón oder Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir: Viele von Giséle Freunds Bildern sind so sehr im öffentlichen Bewusstsein gedrungen, dass sie für die Figur selbst stehen.

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Leserfoto – „Warten auf den Zug“: Raum zum „Atmen“

Zu den schwierigsten Tätigkeiten für den Fotografen gehört das Nachbearbeiten und die Auslese hinterher.

(c) Bernd Plumhof

Aufgenommen im Bahnhof von Monastir (Tunesien), wo diese beiden Studentinnen auf ihren Zug warten. Da sie gerade „isoliert“ sind und intensiv mit ihren Studien beschäftigt, fotografiere ich schnell. Ich habe mich für Schwarz-Weiß entschieden, da so der Kontrast von hell zu dunkel deutlicher wird, besonders das „Schwarz“ der vorderen Studentin und die dunklen Schatten der weißen Betonpfosten. Ebenso die starke perspektivische Wirkung mit der dominierenden Person gefällt mir. Wie bei allen meinen Fotos komme ich aber über eine sehr subjektive Betrachtung nicht hinaus. Der einstige Erlebniseffekt ist zu groß.
Leica Digilux 2 mit Festobjektiv, F 6,7; 1/500s; BW 22,5mm (KB 45mm); ISO 100

Sehr selten kommen Fotos so aus der Kamera, daß man sie ohne viel Federlesens drucken oder anderweitig benutzen kann. Von bestimmten Grundfertigkeiten wie Abstimmung des Weißabgleiches und Kontrastes zur Angleichung von Helligkeitswerten einmal abgesehen kommen mit den heutigen digitalen Möglichkeiten noch andere Fragen hinzu. Schwarz-weiß oder Farbe? Antiker Effekt? HDR? Und wieviel ist zuviel, wieviel zu wenig?

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Deutsche Börse-Preis 2014: Richard Mosse

In pychedelischen (Falsch-)Farben fotografierte Richard Mosse die kriegerischen Konflikte im Osten der Demokratischen Rebpublik Kongo und erhielt dafür den Deutsche Börse Photography Award 2014.

Richard Mosse, Safe From Harm, 2012Das frühere Zaire wird seit Jahrzehnten von Kriegen und Völkermorden erschüttert und zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Mit den Falschfarben versucht Mosse, dieser unsagbaren Tragödie einen Ausdruck zu geben.

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Leserfoto – Winterfarbenzauber: Der letzte Touch ist wichtig

HDR oder „high dynamic range“ sind eine Herausforderung an Fotografen, von der Aufnahmereihe bis zum fertigen Produkt.

(c) Dennis Werkes

Das Foto habe ich in Düsseldorf von meinem Arbeitsplatz aus aufgenommen und zeigt den Rheinturm. Es ist eine HDR Aufnahme aus 3 Einzelbelichtungen, die ich während des Sonnenaufgangs gemacht habe. Interessant finde ich den sanften Farbverlauf und die Tatsache, dass der Sonnenaufgang entgegen der Vermutung, die das Bild entstehen lässt, auf der gegenüberliegenden Seite des Bildausschnitts stattfindet – meinem Rücken zugewendet sozusagen. Unabhängig der vielen sehr unterschiedlichen Diskussionen über HDR Aufnahmen gefallen mir diese einfach ganz besonders und übe mich daher mehr und mehr darin diese Methode angemessen einzusetzen. Mit dieser Aufnahme fühle ich mich auf dem Weg dorthin einen Schritt näher gekommen und bin nun interessiert an Meinungen anderer. Die Fotografie betreibe ich übrigens als Hobby zum kreativen, rein gefühlsgesteuerten Ausgleich entgegen dem Alltags- und Berufsleben.

 

HDR oder „high dynamic range“ sind eine Herausforderung an Fotografen, von der Aufnahmereihe bis zum fertigen Produkt. Sie funktionieren, so wie hier, am besten mit statischen Objekten, denn die Bewegungen im Bild schlagen sich sonst als Schlieren und andere Artefakte nieder. Gut gemachte HDR geben eine „Überwirklichkeit“ wieder, denn da sich die Tonwerte im mittleren Bereich ansiedeln und keine extremen Dunkel- oder Hellwerte vorhanden sind, hätte das Foto so normalerweise nicht entstehen können. Wenn sie gut gemacht sind, haben sie für mich einen gewissen visuellen Reiz.

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Leserfoto – „Traumschlösser“: Verdichtung der Komposition durch Beschnitt

Manchmal genügt ein einfacher Beschnitt des Bildes, um eine Komposition zu verdichten.

(c) Renate Husmann

Liebes Fokussiert-Team,

seit wenigen Jahren knipse ich, seit letztem Jahr versuche ich systematisch zu lernen. Besonders schwierig finde ich Bilder von unterwegs, schon weil ich nicht alleine bin und mich mit Passanten und Mitreisenden („Kommst Du?“) arrangieren muß. Da bleibt nicht viel Ruhe, mit einem Motiv umzugehen.

Besonders gerne fotografiere ich verschiedenste Türen, Durchgänge und Durchblicke, hier durch ein Brückengeländer im Maschsee-Park in Hannover bei einem Spaziergang gestern. Bei Themen wie diesen fällt mir die Komposition schwer, meistens gefällt mir das Ergebnis zu Hause nicht. Es gibt einfach zu viele Möglichkeiten und zu viel zu berücksichtigen. Vom Experten hätte ich gerne einige Hinweise, die mir helfen ein so ein Bild zusammenzubauen und mich auf einige wenige Aspektes des Motivs und der Technik (Kameraeinstellungen) zu konzentrieren.

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Erich-Salomon-Preis 2014: Gerd Ludwig

Der in Los Angeles lebende Fotojournalist Gerd Ludwig erhält 2014 den Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh).

Magnitogorsk, Russland 1993 © Gerd Ludwig/INSTITUTEGerd Ludwigs Arbeit dreht sich vor allem um Umweltthemen und die Veränderungen in den Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Seine Bilder aus der Region von Tschernobyl wurden weltweit bekannt.

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Leserfoto – „Die letzte Liege“: Ruhe und Dynamik

Aufnahmen mit einer starken Neigung nach links oder rechts sind generell eine Herausforderung an den Fotografen, wie auch den Betrachter.

Strandfoto aus Aegypten

(c) Lissi Gerhardt

 

Gesehen im Herbst 2013 in Hurghada, Ägypten. Aufgrund der Unruhen in den Städten bleiben die Touristen weg. chnappschuss mit dem Handy HTC Desire X
1000 x 598 Pixel Brennweite 3m Belichtungszeit 1/119 Sek.

Unser natürliches Empfinden geht dahin, waagrechte Linien waagrecht und senkrechte senkrecht darzustellen. In der traditionellen Architekturfotografie etwa ist es ein Muß, wenn man auch hier und da Kompositionen sieht, die sich bewußt darüber hinwegsetzen.

Du hast hier ein mit Deinem Handy gemachtes Foto eingereicht. Das HTC Desire X hat, soweit ich weiß, eine 5 MP Kamera, die für gelegentliche Schnappschüsse gemacht ist. Das wird hier deutlich am Rauschen, das auf dem Sand zu sehen ist; wahrscheinlich ist das Bild nachträglich aufgehellt worden, denn den Lichtverhältnissen nach zu urteilen ist es später Nachmittag/früher Abend. Auch die Pflastersteine im Weg zur Mitte hin sind verschwommen, was ich ebenfalls auf die technischen Grenzen der Kamera zurückführe. Man kann hier argumentieren, daß das ganze Bild auf etwas Distanz fast gemalt wirkt, und insofern stört es mich eher weniger.

Worauf ich mich hier konzentrieren möchte ist der extrem gekippte Horizont, zu englisch „Dutch Angle“, dieses Fotos. Ich denke, Du bist am Hotelfenster oder auf dem Balkon gestanden und hast diese Szene beobachtet. Du wolltest auch den Wächter rechts unten mit ins Bild nehmen, und so ist diese Komposition entstanden.

Die bestimmenden Linien im Foto (grün) sind gegenüber der Waagrechten (rot) extrem gekippt:

Vergleichsfoto 1

Der Hauptbildgegenstand ist hier der negative Raum, in dem der Mann mit der Liege Statist bleibt, aber auch als Kontext wirkt. Es strahlt eine trostlose Leere aus, die durch die blassen Farben verstärkt wird.

Die ganze Komposition ist aus dem Goldenen Schnitt heraus verschoben (gelb).

Goldener Schnitt

Der Blick des Betrachters wird nach unten rechts dem Weg entlang aus der Aufnahme geleitet (rosa), wo er schließlich auf den Wächter trifft.

Vergleichsfoto 2

Als Stilmittel hat ein „Dutch Angle“ in bestimmten Fällen seinen Platz, aber man muß ihn gekonnt einzusetzen wissen. Ich habe es mir über die Jahre zur Gewohnheit gemacht, andere Szenarien einer Aufnahme in Betracht zu ziehen, wenn Regelbrüche zur Diskussion stehen. Wenn ich zu dem Schluß komme, daß das Foto nur so, wie es präsentiert wird, „Sinn“ macht, ist der Regelbruch für mich gekonnt. Untenstehend eine verschlimmbesserte Version des Bildes, die eine unterschiedliche Variante der Szene wiedergibt. Es ist ein vollkommen anderes Foto, das zwar eine ähnliche Aussage hat, aber nicht halb so interessant wirkt:

Vergleichsfoto 3

Die Ruhe, die die Szene hätte, wäre sie anders eingefangen worden, paßt zur Trostlosigkeit des Bildes. Dort, wo sich Touristen unter Sonnenschirmen aalen sollten, ist niemand. Es könnte aber auch sein, daß eben am Ende des Tages alle Liegen weggetragen werden, und daß es sich um Ägypten handelt, sieht man nicht notwendigerweise. Man kann hier alles Mögliche hineininterpretieren.

Ein extrem kippendender Horizont bringt allgemein Dynamik ins Bild. Er unterstreicht im Foto angelegte Bewegung, etwa bei Autorennen. Das erzeugt hier eine kompositionelle Spannung in einem eigentlich ruhigen Foto und bring zusätzliches Interesse in die Aufnahme. Nur so macht sie hier Sinn, und ich finde den Ansatz durchaus gelungen.

Anzumerken wäre hier noch, daß ich persönlich das Thema aufgegriffen und noch weiter ausgebaut hätte. Oft kommen mir Gedanken zu Bilderreihen genau auf diese Weise: mir fällt etwas ins Auge, ich fange an, darüber nachzudenken, und ehe ich es mich versehe, bin ich dabei, das ganze fotografisch zu erkunden. Aus diesem einen Schnappschuß hätte so beispielsweise ein fotografisches Essay werden können.

 

Swiss Press Photo 2014: Die besten Pressefotos der Schweiz

Mark Henley ist aktuell bester Pressefotograf der Schweiz. Wir sehen seine Arbeiten und die der weiteren fünf Gewinner der verschiedenen Sparten noch bis Juli in Zürich.

Mark Henley, Waiting for the Iran Deal, Geneva (Series), SwissInfo. © Mark Henley, Swiss Press PhotoZum Swiss Press Photo 2014 hatten 208 Fotografinnen und Fotografen fast 5000 Bilder eingereicht. Aber nur sechs konnten am Ende ganz vorne landen,

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Leserfoto – „Frankie“: Hund, up close and personal

Wenn man sich eine neue/erste Kamera zulegt, liegt es nahe, die unmittelbare Umgebung zu seinem Motiv zu machen.

(c) Steve Maurer

Hallo,

ich bin blutiger Anfänger und hab die Kamera geschenkt bekommen weil die alte Systemkamera kaputt war und ich Fotos von unseren Haustieren haben wollte.

Ich habe aber Spass am Fotografieren entdeckt und wollte von Euch mal wissen ob ich auf dem richtigen Weg bin?

Sony A58 180mm F/5 1/320

Wenn man sich eine neue/erste Kamera zulegt, liegt es nahe, die unmittelbare Umgebung zu seinem Motiv zu machen. Lebenspartner, Kinder, Eltern werden zu (quasi) freiwilligen Modellen. Und warum auch nicht – wer sonst kann einem dabei helfen, seine Fertigkeit zu verbessern, ohne gleich beleidigt zu sein, wenn etwas nicht so ausfällt, wie man sich das vorgestellt hat. Ich selbst habe jahrelang meine Kinder geplagt, die es mittlerweile cool finden.

Haustiere können sich nicht beschweren, sind aber auch entsprechend unberechenbar, insbesondere Katzen. Hunde bekommt man durch Ansprache und Belohnung eher dazu, mitzuspielen – sind sie auch leicht abgelenkt und die Pose so schnell vorüber, wie sie kam. Es gilt daher, die Geduld nicht zu verlieren und Augenblicke vorherzusehen, den richtigen Moment zu wählen.

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Leserfoto – Tintlinge: Kompositionen sollten einfach sein

Theoretisch hätte ich es als Kommentar bei dem Titel dieses Beitrages belassen können. Oder umformuliert: „einfache Kompositionen wirken im allgemeinen stärker“.

(c) Detlef Reich

Hallo liebes Fokussiert-Team,
angeregt durch Eure fundierten Bildbesprechungen wollte ich auch eines meiner Werke zur Diskussion stellen. Ich habe diese Aufnahme im Herbst letzten Jahres im nahe gelegenen Melbtal angefertigt. Dabei handelt es sich um ein Naturschutzgebiet innerhalb der Stadtgrenzen von Bonn. Die beiden Tintlinge standen in stiller Eintracht auf einem Baumstamm. Bei näherer Betrachtung durch den Kamerasucher fiel mir die tolle Lichtstimmung und das Lichtspiel im Hintergrund auf. Um die schönen Details der Pilze herauszuarbeiten habe ich einen Stack dieser Szene angefertigt.
Gearbeitet habe ich mit einer Olympus E-5, Leica Macro-Elmarit 100, Blende 2.8 bei 1/8s und ISO 100.

Theoretisch hätte ich es als Kommentar bei dem Titel dieses Beitrages belassen können. Oder umformuliert: „einfache Kompositionen wirken im allgemeinen stärker“. Denn dieser sagt für sich eigentlich schon genug aus. Da aber natürlich nicht nur von Dir eine fundierte Besprechung erwartet wird, werde ich im folgenden auf ein paar Elemente dieses Bildes eingehen, die es meines Erachtens zu einem gelungenen Foto machen.

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