Olympus E-3 im Test: Auch sie klappert mit dem Spiegel

Die Olympus E-3 Spiegelreflexkamera ist das aktuelle Flaggschiff des E-Systems und des gesamten Olympus-Sortiments. Kann sie den hohen Erwartungen entsprechen? fokussiert.com-Autor Wolf-Dieter Roth konnte die Kamera ausgiebig in der Praxis testen, woraus in den nächsten Wochen ein Handbuch entstehen wird. Hier jedoch bereits ein erstes Fazit.

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Nanu? Die E-3 hat ja gar keinen Monitor? (Bild: W.D.Roth)

Olympus war die erste Kamerafirma, die Digitalknipsen herausbrachte, die wie Kameras aussahen und nicht wie Taschenrechner oder Schokoriegel. Olympus war auch die erste Firma, die zum Wunsch, an einer DSLR ein Vorschaubild haben zu wollen wie an jeder Kompaktkamera, nicht sagte „Sowas will kein richtiger Fotograf„, sondern es als „Live View“ machte. Das war vor zwei Jahren, inzwischen gibt es das betreffende Kameramodell E-330 schon nicht mehr, doch dafür die E-410, die E-510 und nun die E-3.

Die war auch lang genug erwartet worden, als der mittlerweile technisch veralteten E-1 nachfolgende Profikamera. Dabei hat Olympus es nicht leicht: Zwar waren E-330, E-410 und E-510 sehr erfolgreich, und wenn an DSLRs gedacht wird, stellt sich nun nicht mehr ausschließlich die Frage „Canon oder doch lieber Nikon?“. Neben Pentax gilt dank der Four-Thirds-Linsen nun auch Olympus als optisch ernstzunehmender DSLR-Hersteller.

Der Abstand zu den Unterhaltungselektronik-Herstellern wie Sony, Panasonic und Samsung ist allerdings nicht mehr so groß wie noch vor ein paar Jahren, und die von Olympus eingeführte Live-View ebenso wie die Ultraschallreinigung des Bildsensors beim Einschalten haben Nikon und Canon ganz schnell übernommen. Dafür haben diese mittlerweile Vollformat-Sensoren, während die Olympus E-Kameras nun einmal definitionsgemäß mit einem Cropfaktor von 1:2 und den eigenen Four-Thirds-Objektiven arbeiten.

Olympus E-3 Monitor ausgeklappt
Doch, natürlich: Man muß ihn allerdings erst ausklappen – dann kann er nach oben, unten und auch um 180° nach vorne gedreht werden. (Bild: W.D.Roth)

Diese sind kompromißlos auf Digitalfotografie berechnet und bieten infolge des kleineren Bildsensors geringeres Gewicht und Größe für die gleiche Optik – die dadurch so manchen störende grössere Schärfentiefe und das ebenso etwas höhere Rauschen sind der dafür zu zahlende Preis. Bei Kompaktkameras für qualitätsbewußte Fotografen oft ein KO-Kriterium, beim Four-Thirds-System noch akzeptabel, doch auch hier nicht zu verleugnen.

Bei der E-3 hat man das E-System noch einmal optimiert: Ein neuer Bildsensor bietet die 10 Megapixel, die man schon von E-410 und E-510 kannte, nun mt geringerer Erwärmung, also auch etwas rauschärmer, und mit besserer Farbtrennung. Damit wandert die höchste Empfindlichkeitsstufe nun von ISO 1600 auf ISO 3200 und die längste Belichtungszeit von acht auf 30 Minuten. Wenn man die Rauschminderung mittels zweiter Dunkelbelichtung aktiviert, dauert eine solche Langzeit-Aufnahme dann allerdings eine ganze Stunde – das sollte man nur mit einem frisch geladenem Akku versuchen.

Es kann nun gleichzeitig ein Computer und ein TV-Monitor angeschlossen werden, was bei einer Fernsteuerung der Kamera von Nutzen sein kann. Ebenso wurden die Menüs mit den möglichen Einstellungen erheblich erweitert, wobei Olympus viele Kundenwünsche auch aus Europa berücksichtigt hat.

Olympus E-3 Monitor aktiv eingeklappt W.D.Roth
Wird der Monitor nach dem Drehen um 180° wieder eingeklappt, so hat er eine sichere Position erreicht, wie sie an den meisten Kameras Standard ist, und kann nun als Display für gewählte Einstellungen und Fotos dienen (Bild: W.D.Roth)

Der Autofokus wurde erheblich verbessert und gilt gegenwärtig als der schnellste am Markt, so man die neuen SWD-Objektive verwendet: Insgesamt elf Kreuzsensoren stellen auch bei schwacher Beleuchtung schnell scharf und scheitern auch nicht an Jalousien oder anderen Strukturen, die normale Linear-Autofokus-Sensoren ratlos zurücklassen. Ein Infrarot-Hilfslicht anstelle des discotauglichen Olympus-Blitzstakkatos hat dagegen auch die E-3 leider nicht.

Die manuelle Einstellung der Objektive ist zumindest bei den neuen SWD-Linsen ebenfalls verbessert: Sie läuft nun direkt mechanisch, nicht mehr elektrisch über die Kamera. Die manuelle Belichtungseinstellung ist ebenfalls einfacher geworden: Zwar kann die Blende nicht am Objektiv eingestellt werden wie bei analogen Kameras, doch gibt es nun zwei Rändelräder an der Kamera, eins auf der Vorderseite, eins auf der Rückseite, mit dem sich Blende und Belichtungszeit gleichzeitig und getrennt voneinander einstellen lassen.

Der Weißabgleich wurde ebenfalls verbessert: Er läuft nun nicht nur über das vom Bildsensor eingefangene Licht, sondern es gibt auch noch einen zusätzlichen Sensor auf der Vorderseite der Kamera unter dem E-3-Logo, der das Umgebungslicht analysiert.

Olympus E-3 Autofokus-Meßfledwahl W.D.Roth
Es kann eine unterschiedliche Anzahl Autofokus-Messfelder gewählt werden: alle 11, nur eins in der Mitte oder fünf (Bild: W.D.Roth)

Sehr interessant ist auch der „RC-Mode“, der die Olympus-Systemblitzgeräte FL-36R und FL-50R mittels kodierter Blitzkaskaden aus dem eingebauten Blitzgerät der E-3 im abgesetzten Betrieb fernsteuert. Der Bildstabilisator der E-510 wurde beibehalten und noch etwas verbessert.

Die E-3 ist nun ebenso wie die Objektive der Pro-Reihe spritzwassergeschützt und mit einem Magnesiumgehäuse auch sehr stabil und outdoortauglich. Vom Gewichtsvorteil des Four-Third-Systems bleibt allerdings nicht mehr mehr viel, insbesondere nicht mit dem Zusatzgriff HLD-4, der allerdings eher für den Studioeinsatz in der Portraitfotografie gedacht ist. Mehr dazu in einem eigenen Test.

Nicht geändert hat sich die Tatsache, daß die Ultraschall-Sensorreinigung beim Einschalten der Kamera nicht unterbrochen werden kann – und wenn man es noch so eilig hat, zum Schuß zu kommen. Hinzugekommen ist unverständlicherweise eine ebenso nicht verkürzbare Sensorreinigung bei jedem Wechsel zwischen Live View und Sucherdarstellung.

Olympus E-3 Konfiguration der Einstellräder W.D.Roth
Die Belegung der beiden Einstellräder kann in jedem Betriebsmodus der Olympus E-3 einzeln festgelegt werden (Bild: W.D.Roth)

Der ebenfalls bei jedem Einschalten der Live View auftauchende Hinweis, den Sucher mit dem Schieber links daneben zu schließen, um Meßfehler zu vermeiden, kann dagegen mit einem kurzem Antippen des Auslösers vorzeitig weggeblendet werden. Der Hinweis erscheint unsinnigerweise auch, wenn der Sucher längst verschlossen ist. Nicht gewarnt wird dagegen vor einem verschlossenem Sucher im Normalbetrieb – das verursacht zwar keine Messfehler, aber möglicherweise Verwirrung und eine Suche nach einem vergessenen Objektivdeckel.

An anderen Dingen merkt man, daß die E-3 tatsächlich für Profifotografen konstruiert wurde: Auf „Motivprogramme“ wie Portrait, Landschaft, Makro, Sport oder Nacht verzichtet die Olympus E-3, da erfahrene Fotografen diese ohnehin nicht benutzen. Einzige Ausnahme sind zwei bei Bedarf aktivierbare Programme für Unterwasseraufnahmen (Unterwasser-Weitwinkel und Unterwasser-Makro).

Ebenso stellt man erstaunt fest, daß der übliche Drehschalter für die Programmwahl fehlt. Um zwischen P A S M und zusätzlich BULB (Langzeitbelichtung) umzuschalten, ist vielmehr ein Knopf zu drücken und gleichzeitig an einem der Rändelräder zu drehen. Doch dies ist kein Mangel, sondern eine Wohltat, denn viel zu oft verstellt sich der klassische Drehschalter ungewollt und schaltet das falsche Belichtungsprogramm ein. Gewöhnungsbedürftiger ist der etwas abgelegene Einschalter, der neben dem Schieber zum Öffnen des Speicherkartenfachs liegt und schon mal mit diesem verwechselt wird.

Olympus E-3 Wiedergabe mit Farbhistogramm W.D.Roth
Olympus E-3: Wiedergabe mit Farbhistogramm (Bild: W.D.Roth)

Die E-3 bietet also für allerdings auch fast den doppelten Preis sehr viel mehr als E-330, E-410 oder E-510. Aber genau die Technik, aufgrund der ich persönlich mit Olympus fotografiere – Live View -, enttäuscht bei E-3 ebenso wie bei E-410 und E-510. Nicht nur, daß man sie in der Anleitung falsch eingedeutscht hat („Motivansicht“), es bleibt auch mangels Porrosucher und zweitem Sensor beim Spiegelgeklapper und der unscharfen Darstellung vor dem Auslösen. Die Live View ist bei der E-3 keine vollwertige Betriebsart und bei manchen Autofokus-Arten („AF-C“) gar nicht verfügbar.

Damit käme für mich eine E-3 anstelle der E-330 nicht in Frage.