Berglandschaft im Winter: Mehr oder weniger Vordergrund

Die Herausforderung von Landschaftsaufnahmen besteht in der Simulation von Raum im zweidimensionalen Bild: Das gelingt hier gut. Stolperstein ist häufig der Vordergrund.

Berner Oberland NIKON D800, 1/80s bei Blende 13/1 mit 24mm Brennweite und ISO 80. - © Guy Goetzinger

Berner Oberland NIKON D800, 1/80s bei Blende 13/1 mit 24mm Brennweite und ISO 80. – © Guy Goetzinger

Guy Goetzinger aus Dättwil in der Schweiz schreibt zu diesem Bild: Aufnahmeort: Lauenen Berner Oberland (CH)

Ein beeindruckendes Gebirge im Hintergrund dieser Landschaftsfotografie dominiert die Aufnahme, deren Mittelgrund eine winterlichen, schneebedeckte Hochebene belegt. Im Vordergrund spiegelt ein Gewässer den einen Gipfel des Gebirges, wobei in nächster Nähe des Betrachters der Grund des Gewässers sichtbar ist. Ausserdem wird die vordere rechte Ecke des Bildes von einem Stück Ufer geschnitten.

Eine stimmungsvolle Winter-Landschaftsfotografie aus dem Berner Oberland, die von den beiden Gipfeln in der mittelbaren Ferne dominiert wird: Weiterlesen

Color Key in Gartenfoto: Frage nach dem Warum?

Wenn Color Key in einem Bild zum Einsatz kommt, fragt man sich unwillkürlich nach dem Grund für diese Bearbeitungsentscheidung.

ISO 320 - 18mm - f/9.0 - 1/80 - (c) Mario Zaunschirm

ISO 320 – 18mm – f/9.0 – 1/80 – (c) Mario Zaunschirm

Unser Leser Mario Zaunschirm hat uns dieses Foto unter dem Titel „Silent Garden“ eingereicht und wünscht sich eine konstruktive Kritik.

Im Sinne voller Offenheit: ich bin kein Freund von Color Key, im Gegenteil. Bis auf SEHR wenige Ausnahmen macht Color Key als Stilelement für mich absolut keinen Sinn. Es ist eine gute Fingerübung für Ebenenmaskierung, und das ist es dann auch.

Das war das erste, was mir bei Deinem Bild einfiel, und deshalb wollte ich es auch erst nicht besprechen. Was mich schließlich doch bewogen hat, war, daß es ein paar Elemente gibt, die Dein Foto trotzdem noch ansprechend machen, auch für mich. Es ist darum das, was der Amerikaner einen „teachable moment“, also einen guten Zeitpunkt nennt, um etwas für den anderen Wichtiges/Interessantes/Wertvolles/(…) rüberzubringen. Weiterlesen

Video-Bildbesprechung: Die Ruinen von Ingapirca

Manchmal entstehen die besten Bilder, die man macht, „aus der Hüfte heraus“ und beim Verlassen eines Ortes. Mit ein paar wenigen Handgriffen kann man die Unzulänglichkeiten, die sich aufgrund der Aufnahmesituation einschleichen, korrigieren. Unsere zweite Video-Bildbesprechung.

Ole Potinius aus Olpe schreibt zu diesem Bild:

Ich bin schon lange Fan von euren Bildbesprechungen und habe nun ein Bild, zu dem ich gerne eure Meinung hätte.

Ich war vor einigen Tagen auf einer Inforeise in Ecuador und habe mir dabei die Inka-Stätte von Ingapirca (die wichtigste in Ecuador) angesehen. Bei Abreise herrschte eine ganz spannende Lichtstimmung. Es war den ganzen Tag fast nur grau gewesen, doch kurz vor Sonnenuntergang lockerte die graue Schicht auf und gleichzeitig zog ein Unwetter auf. Das Bild entstand schnell „aus der Hüfte“ und bereits in der Kamera fand ich die mystische Stimmung extrem passend zu einem Ort von solch historischer Bedeutung.

Kurze Erläuterung:
Die groben Mauern sind aus der Zeit der Kanari (zeitlich vor den Inka), darauf haben die Inka dann unter anderem den im rechten Bildbereich sichtbaren Sonnentempel (glatte Mauern) gebaut. Jahrhunderte war diese Stätte verschüttet, bis ein Bauer zufällig einen Teil des Sonnentempels freilegte. Anschließend fanden Archäologen die noch viel älteren Mauern der Kanari.

In Lightroom habe ich es noch beschnitten(oben/unten), Lichter/Weiß zurück genommen, Klarheit erhöht und Dynamik reduziert. Mit dem Resultat bin ich als Laie so zufrieden, das ich überlege es mir an die Wand zu hängen.

Ich würde mich über eine professionelle Meinung freuen und stelle auch gern das RAW-File zur Verfügung.

In Videokritik Nr. 2 bespreche ich heute diesen insgesamt sehr gelungenen Schnappschuß. Transkript folgt unten.

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Landschaftsaufnahme: Morgens am Klempauer Hofsee

Ein gutes Landschaftsbild wirkt durch seinen Bildaufbau, seine Farben und vor allem durch seine Lichtstimmung. Wer sich mit diesen Dingen weiter auseinandersetzen will, fotografiert am besten in RAW. 

Klempauer Hofsee – Olympus E-PL3 Aufnahmedaten: 1/100s bei ISO 640, © Gregor Boosaus

Gregor Boosaus schreibt zu seinem Bild:

Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, fahre ich manchmal an diesem See vorbei.
An diesem Tag lag der See vollkommen still da und ein paar Nebelschleier zogen über ihn hinweg.
Ich habe die Kamera aufs Stativ montiert, ausgerichtet und dann ein paar Fotos von unterschiedlichen Standorten aus gemacht, von denen meiner Meinung nach dieses das Beste ist.

Gregor, Dir ist mit diesem Bild ein gutes Landschaftsfoto gelungen. Es gibt indessen ein paar Punkte, die Du schon bei der Aufnahme berücksichtigten, bzw. im Nachhinein hättest optimieren können.

Zunächst mal zum Motiv:

Der Klempauer Hofsee liegt an der Lübecker Stadtgrenze im Stadtteil Beidendorf. Umgeben von Bäumen, ist der See ideal zur Entspannung vom hektischen Alltag. Weiterlesen

Stillleben am Meer: Das Kleine im Grossen

Für eine Gute Fotografie müssen nicht alle Regeln eingehalten sein – im Gegenteil. Bisweilen ist die Gesamtwirkung verschiedener Faktoren ausschlaggebend. Dieses Landschafts-Stillleben vom Meeresufer entfaltet seine Wirkung, ohne dass (mir) ganz klar ist, warum.

Mann beim Angeln am Meer

Ein Mann angelt. DMC-FT5 von Panasonic, Aufnahme mit Blende 13 bei einer Brennweite von 11mm; 100 ISO bei 1,6s ©

Diese Aufnahme stammt von André Kaiser aus Dortmund:

Entstanden in einem Urlaub vor zwei Jahren in Nazaré, doch jetzt erst aufgetaucht.

Die Farbfotografie zeigt eine weissblaue, in leichter Bewegung wabernde Meeresoberfläche vor altrosa Himmel mit einem Horizont im obersten Drittel. Im Vordergrund der Aufnahme sind rechts zwei Felsnasen zu sehen, die gegen die Bildmitte in eine leichte Brandung hinausragen; im linken Bilddrittel liegt ein gewaltiger Felsklotz wie eine kleine Insel im Meer. ziemlich genau in der Bildmitte ist auf der Felsnase bei genauem Hinsehen ein Mann zu erkennen, der unter dem Betrachter am Wasser steht und offenbar angelt.

Mich zieht diese Aufnahme sofort in ihren Bann, weil die Stimmung diese unbeschreibliche Spanne zwischen den eigentlichen Tageszeiten widergibt:  Weiterlesen

Naturfotografie mit Unschärfe: Steh zu Deinem Plan

Wenn hinter einem Bild eine Idee steht, muss die möglichst konsequent umgesetzt werden. Das gilt vor allem beim Einsatz von so starken Werkzeugen wie der Schärfentiefe.

Wasserfall, © Hanspeter Lang

Wasserfall, © Hanspeter Lang

Dieser kleine Wasserfall wurde sicher schon 1000fach fotografiert, und ich versuchte, eine neue Variante zu finden. Ich habe auf den Vordergrund scharf gestellt und bei Blende 2,8 den Wasserfall unscharf gelassen. Vom Stativ Belichtungszeit 10sec. Kamera Olympus OM-D EM5 MII, Objektiv Olympus 12-40 Pro. Hanspeter Lang

In dieser hochformatigen Farbfotografie ist zentral ein kleiner Wasserfall im Wald zu sehen, umgeben von viel grünem Unterholz. Im Vordergrund links holen die sternförmige Blüte und die nassen Blätter einer Bärlauchpflanze den Betrachter ab. Den rechten Vordergrund macht eine zweite kleine Bodenpflanze aus. Das fallende Wasser ist mit einer Langzeitbelichtung und der resultierenden Bewegungsunschärfe weichgezeichnet. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man in der höheren Auflösung, dass auch die Felsen des Wasserfalls und der restliche Hintergrund in leichter Unschärfe verschwimmen.

Unscharf, ganz bewusst

Schärfentiefe: In meinen Augen das Gestaltungsmittel, das selbst mittelmässige Fotografien am sichersten «professionell» wirken lässt (weswegen wir hier ein fünfteiliges Tutorial Schärfentiefe publiziert haben). Aus dem einfachen Grund, dass sie sich nur mit sehr gutem Equipment so begrenzen lässt, dass man starke Effekte erhält. Weiterlesen

Bildkritik Eichenporträt: Schönheit am Rande des Waldes

Bei diesem Porträt einer alleinstehenden Eiche genügt ein bisschen mehr Tiefe, um einem symbolträchtigen Motiv den letzten Schliff zu verleihen.

Canon PowerShot S5 IS - ISO 80 - f/ 3,5 - 1/100 s – ca.18 mm (KB) – © Dr. Gerald Kaiser

Canon PowerShot S5 IS – ISO 80 – f/ 3,5 – 1/100 s – ca.18 mm (KB) – © Dr. Gerald Kaiser

Unser Leser Dr. Gerald Kaiser aus Elmenhorst hat uns das obige Bild unter dem Titel „eiche im gutspark 2012” in der Kategorie ‚Landschaftsfotografie‘ zur Besprechung eingereicht. Er schreibt dazu: „die aufnahme entstand im rahmen eines openairgottesdienstes kurz nach dem tode meines vaters”.

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St. Marxer Friedhof im Frühling: Nachbearbeitung ist eine individuelle Entscheidung

Klischee oder nicht – Nachbearbeitung ist eine individuelle Entscheidung. Schwerer wiegen manchmal andere Dinge, die schon bei der Aufnahme anders hätten gemacht werden sollen.

Canon EOS 6D, 35mm Festbrennweite von Canon, f6,3 1/200, ISO 400

War ein sonniger früher Frühlingstag, neue Kamera wollte getestet und geübt werden, ein Besuch am größten noch erhaltenen Biedermeierfriedhof bot sich da an. In der Bearbeitung hat mir dann s/w trotzdem besser zum Thema Friedhof passend gefallen. Aber ob das jetzt zu sehr Klischee ist, ich weiß es nicht? Das Bild hängt außerdem etwas, tatsächlich ist es aber gerade, es ist einfach der Weg dort schräg. Bin mir da nicht sicher, ob ich das grade rücken soll, damit es fürs Auge passt…

Du hast uns hier ein Foto des St. Marxer Friedhofs in Wien eingereicht. Zu sehen sind links und rechts Grabsteine, fast mittig ein Baum, der im Weg wächst. Rechts sieht man auch umgefallene Grabsteine. Das ganze hast Du in Schwarzweiß gehalten. Weiterlesen

„Winterabend in Atiu Creek, Neuseeland“: Luftperspektive als gestalterisches Element der Landschaftsfotografie

Räumliche Tiefe kann insbesondere in der Landschaftsfotografie durch das Einfangen der natürlichen Helligkeitsabstufungen realisiert werden – ein Praxisbeispiel.

Ausgangsbild

Unser Leser Peter Pieruschka aus dem bayerischen Augsburg hat uns das obige Bild unter dem Titel „Winterabend Atiu Creek Neuseeland” in der Kategorie ‚Landschaftsfotografie‘ zur Besprechung eingereicht.

Er schreibt dazu: „Es ging mir darum, das abendliche Farbspiel naturgetreu wiederzugeben (ohne Nachbearbeitung usw.) und die kaskadierende Lagenstruktur der Landschaft abzubilden, ohne mich in Details zu verlieren.“

Die Aufnahme entstand mit einer Canon EOS 550D bei einer Brennweite von 135 mm, die kleinbildäquivalenten 216 mm entspräche. Es wurde mit 1/640s und Blende f10 belichtet. Die Empfindlichkeit war hierbei auf ISO 100 gestellt.

Ich muss gestehen, dass ich erst einmal die Suchmaschine befragen musste, um mir einen groben Überblick über die portraitierte Landschaft zu verschaffen:

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„Rad rasant“: Bewegung ins Bild gebracht

Zugegeben: Manchmal beneide ich ja die Filmer um die Möglichkeit, Bewegungen „einfach“ einfangen zu können. Aber auch die Fotografie bietet hierzu interessante Ansätze. Eine Herangehensweise wollen wir uns in der heutigen Bildbesprechung anschauen.

Canon A1, 2.8/24mm, auf Ektrachrome 100, Diaper Klebeband am Schienenbein befestigt, AV Modus, Blende 8 - (c) Dirk Althoefer

Unser Leser Dirk Altehoefer aus Wittenbach im Kanton St. Gallen hat uns das obige Bild unter dem Titel „Rad rasant” in der Kategorie ‚Landschaftsfotografie‘ zur Besprechung eingereicht. Er schreibt dazu: „Canon A1, 2.8/24mm, auf Ektrachrome 100, Diaper Klebeband am Schienenbein befestigt, AV Modus, Blende 8, Versuch Bewegung und dennoch Durchzeichnung des Waldweges zu erkennen.”

Ich hoffe, Dirk und seine Canon haben diesen Ausflug unbeschadet überstanden. Rasant sieht diese Abfahrt tatsächlich aus. Mit etwas Klebeband hat Dirk die alte A1 in eine Vollformat-Actioncam verwandelt. Vermutlich war noch ein langer Drahtauslöser im Spiel. Schauen wir uns nun aber das Ergebnis dieses interessanten Experiments an. Weiterlesen