Beiträge

Inszeniert uniforme Gesellschaft

Es lohnt sich (zum Beispiel am Wochenende) den Fotografen im Web Zeit zu widmen. Zwischen viel Durchschnitt (und auch Unterdurchschnitt) finden sich immer wieder Webseiten wie die von Peter Funch, die den Vergleich mit einer guten Fotoausstellung nicht zu scheuen brauchen.

Wir entdecken auf unseren Streifzügen durch die unendliche Internetwelt der Fotografie immer wieder Trouvaillen: Die Webseite von Peter Funch etwa. Der Künstler, ein in New York lebender Fotojournalist aus Dänemark, stellt auf seiner Seite eine Auswahl seiner Werke zur Schau. Dabei fragt man sich, was ihn zum Journalisten macht, denn was dort zu sehen ist, geht über die Dokumentation hinaus und fällt eindeutig in die Kategorie Kunst.
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„Alles kam aus dem Leben“

Das Münchner Literaturhaus zeigt die Retrospektive einer der bedeutendsten Fotojournalistinnen des 20. Jahrhundert: Ré Soupault.

Ihre erste eigene Ausstellung erlebte Ré Soupault erst, als sie bereits über 90 Jahre alt war. Lange glaubte man ihr Werk verschollen – erst in den 80er Jahren entdeckte Manfred Metzner, Verleger, die ca. 1500 Negative wieder und überredete die Künstlerin zu einer ersten Veröffentlichung.

Als Kurator der Ausstellung ermöglicht er uns auch jetzt einen umfangreichen Blick auf eine der wichtigsten Fotografinnen des letzten Jahrhunderts.

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Zweimal junge amerikanische Fotografie

Gleich zwei Ausstellungen mit junger amerikanischer Fotografie sind in Deutschland zu sehen.“Noise“ in Berlin und Taryn Simon in Frankfurt am Main.


Aus „Noise“ – Foto: Robin Graubard

„Noise – Listening Pictures“ ist ein Projekt des Modedesigners Tommy Hilfiger. Er präsentiert damit seine erste Foto-Ausstellung in Deutschland. Bis einschließlich 3. Oktober ist die Ausstellung in Berlin-Kreuzberg zu sehen (Club 103, Falckensteinstr. 47,10997 Berlin)

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Anton Corbijns Spielfilmdebüt

Control – der erste Spielfilm des niederländischen Starfotografen Anton Corbijn kommt in die Kinos. In den USA gestartet am 26. September und in Großbritannien ab 5. Oktober, gibts für Deutschland noch keine Termine. Am 28. September ist der Film in Köln zu sehen und Anfang Oktober in Hamburg.


Das englische Filmplakat

Control – das ist ein Film über das Leben von Ian Curtis, Sänger und Texter der Band Joy Division. Curtis nahm sich 1980 im Alter von nur 23 Jahren das Leben. Daraufhin kam die Post-Punk-Band aus Manchester zu internationaler Bekanntheit. Corbijn kannte Curtis persönlich und nahm als weitere Grundlage für seinen Film die Memoiren der Witwe Deborah Curtis.

Der Film wurde im Sommer in Cannes vorgestellt und dort in der Kategorie Goldene Kamera lobend erwähnt. Am 28. September erhält er im Rahmen des Film- und TV-Festivals Cologne Conference in Köln den TV-Spielfilmpreis. Und das ist auch die Gelegenheit für die wahrscheinlich erste Aufführung in Deutschland.

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Nan Goldin: „Klara and Edda belly dancing“

Der „Skandal“ um ein Bild von Nan Goldin,das in England wegen des Verdachts auf Kinderpornographie beschlagnahmt wurde, lässt eine immerwährende Diskussion auflammen: Was darf Kunst? und was ist Kunst?

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Inzwischen hat Nan Goldins Aufnahme „Klara And Edda Belly Dancing“ eine weltweite Diskussion ausgelöst darüber, was Kunst ist und was Pornographie ist.

Um diese Diskussion führen zu können, muss man das Bild kennen, weshalb wie hier eine Kopie aus einem amerikanischen Blog (danke für den Hinweis, Marcel) zeigen (Abdeckung aus rechtlichen Gründen durch uns).

Für weit wichtiger als den unlösbaren Glaubenskrieg, ob es sich um Pornographie handelt (nach puritanischem Verständnis weiter Kreise vor allem in den USA ist Nacktheit an sich pornographisch), halte ich persönlich die Frage, was diesen Schnappschuss zur Kunst erhebt. Da er Teil einer künstlerischen Serie ist, liegt die Antwort möglicherweise in der gesamten Abfolge – dann würde diese Diskussion wiederum an fehlender Kenntnis der Sachlage scheitern.

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Toscanis neueste Realitätskampagne

Mit den Benetton-Anzeigen wurde der italienische Fotograf Oliviero Toscani Anfang der 90-er Jahre international berühmt. Jetzt rüttelt er die Öffentlichkeit gegen die Magersucht auf – in einer Anzeigenserie für die Modemarke Nolita. Und das zum Beginn der Mailänder Modewoche.

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„No anoressia“ – gegen die Magersucht. Model Isabelle Caro wiegt derzeit gerade 31 Kilogramm

Oliviero Toscani sagt dazu:

„Ich interessiere mich schon viele Jahre für das Problem der Magersucht. Wer ist dafür verantwortlich? Die Medien insgesamt? Das Fernsehen? Die Mode? So ist es sehr interessant, dass nun endlich eine Modefirma verstanden hat, wie wichtig das Problem ist und sich dessen bewusst wurde. Und dass sie sich mutig mit dieser Kampagne exponiert.“

Nach dem Hungertod eines Models hatten die italienische Regierung und die Macher der Modenschauen Ende letzten Jahres ein Manifest gegen die Magersucht verfasst. Es wurde festgelegt, dass auf den Schauen keine Models unter 16 Jahren mehr auftreten dürfen.

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Der Fjord ist tief

Ein Projekt für lange Stunden am Bildschirm: Fjord. Auf der Suche nach Antworten auf die Frage: Wie ticken die jungen Fotografen zwischen 20 und 30?

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Brad Troemel, Jahrgang 1987

Fjord will Arbeiten von jungen, kommenden Fotografinnen und Fotografen zeigen. Viel mehr ist auf der Webseite darüber nicht zu erfahren. Vor allem nicht über die Aussteller und die ausgestellten Bilder, was ich schade finde.

Auf meine Anfrage schrieben die Initiatoren zurück:

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Das kollektive Fotoalbum

Die Künstlerin Fiona Tan präsentiert in ihrer Ausstellung „80 Tage“ in München den dokumentarischen Wert alltäglicher Fotografie.

„80 Tage“ brauchen wir schon lange nicht mehr um die Welt zu umrunden, aber dennoch sind wir trotz aller Globalisierung noch lange nicht zu einem Ganzen zusammengewachsen. Kulturelle Unterschiede und auch Ähnlichkeiten zeigt uns die Künstlerin Fiona Tan mit ihren großflächigen Fotoinstallationen in der gleichnamigen Ausstellung jetzt in der Münchner Pinakothek der Moderne.

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Fragen zur Fotografie

Unter dem Titel „Foto.Kunst“ präsentiert die Sammlung Essl in Klosterneuburg (Österreich) zur Zeit einige beeindruckende Werke zeitgenössischer Fotografie. Sie sollen aktuelle Fragen zur Entwicklung der Fotokunst aufwerfen.

Von Daniel K. Gebhart

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SAM TAYLOR-WOOD: Bram Stoker’s Chair II (2005)
© Sam Taylor-Wood – Sammlung Essl, Inv. Nr. 5391

Die sechs Themenbereiche „Objektiv Betrachtet – Information versus Manipulation“, „Innen/Außen – Architektur und Urbanität“, „Kultur-Landschaft – Naturfotografie“, „The Exposed Body – Körper, Öffentlichkeit, Gesellschaft“, „Eigen.Art – Selbstinszenierung“ und „Geschichten.Erzählen – Strategien des Erzählens in der Fotografie“ stecken der Vielfalt der Sammlung so gut wie keine Grenzen und führen räumlich getrennt angenehm durch die Ausstellung.

Sie sollen Fragen aufwerfen:

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Reality Crossings „Mehr Biss!“

Die Arbeiten von 82 vorwiegend jüngere Fotografinnen und Fotografen sind einen Monat lang in drei Städten zu besichtigen: Am 22. September startet das „2. Fotofestival Mannheim_Ludwigshafen_Heidelberg“. Der Fokus unter dem Titel „Reality Crossings“ liegt auf aktueller Gegenwartskunst.

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Juliane Eirich: Waialua Intermediate School 1, Oahu, Hawaii, 2005. Eirich, Jahrgang 1979, stellt in der Kunsthalle Mannheim aus.

Wie bitte, Herr Tannert?

„Wir leben in einer Zeit, die mehr Biss verlangt. Das Publikum will wieder wissen, mit welcher Haltung ein Künstler an die Verfertigung seiner Werke geht.“

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